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Populäre Sachbücher, Philosophie und Wissenschaft "für jedermann"

Dienstag, 4. September 2012

Erste Rezension des "Don Q"


Bobby Langer, interessanter (und einziger) Bewohner des „Bobbyversums“  und Anbieter von Service-Themen für Print- undOnline-Medien hat dort eine erste Rezension des „Don Quijote
hinterlassen (für registrierte Benutzer siehe auch Quelle und Bild):



Der Volltext ist in Amazon zu finden: 


Wie sagt der bescheidene Autor: „Danke! Das wäre doch nicht nötig gewesen!“

Hier ist der Volltext:

 
ORIGINALTEXT:

R4 statt Esel: Mit Don Quijote und Sancho Pansa unterwegs

In einem vergnüglichen Dialog stecken Philosophie und Wissenschaft die Grundlagen der Moderne ab

(pp).- Das Leben steckt voller Rätsel, und der meisten sind wir uns nicht einmal bewusst: Wir fordern einander auf, im Hier und Jetzt zu leben, doch wie lange dauert eigentlich ein „Jetzt“? Noch schlimmer: Wir sind umgeben von Gegenständen und Menschen, aber warum eigentlich, warum ist nicht nichts? Weil es einen Schöpfergott gibt? Der hätte aber eine Menge zu tun, wenn er nicht nur die Atome aufgebaut hat, sondern auch zu jedem Augenblick jeder Zeit dafür sorgen muss, dass sie wieder zerfallen. Hat er also nur die Gesetze erlassen und den Rest sich selbst?

Wir gleiten über solche schwierigen Fragen durch den Alltag wie ein Surfer auf seinem Wellenkamm über die Untiefen unter ihm. Nur manchmal stoßen wir auf die eine oder andere dieser existenziellen Warums und schrecken bei der Feststellung, wie wenig wir über die Grundlagen unseres Seins wissen, erschrocken zurück. Wissenslücken können sich bei genauem Hinsehen nämlich leicht zu Wissensabgründen entwickeln.

Wie gut, dass es da Don Quijote de la Mancha und Sancho Pansa gibt. Der eine schweift mit seinen Gedanken nachdenklich durch die Höhenzüge philosophischen Wissens, der andere mag es - auch gedanklich - gerne deftig-bodenständig. Er hält sich lieber an den Fakten fest, versucht es jedenfalls. Die beiden Kunstfiguren des spanischen Schriftstellers Cervantes sind in die Geistesgeschichte eingegangen und dort unsterblich geworden. Die Idee, dass sie in unseren Köpfen weiterleben, hat Jürgen Beetz aufgegriffen und in „Eine phantastische Reise durch Wissenschaft und Philosophie“, so der Titel seines Buches, verwandelt. Der Leser lauscht den ebenso launigen wie tiefsinnigen Gesprächen der beiden Unsterblichen. Ihre stets von einem amüsierten Schmunzeln untermalten Dialoge durchziehen die 326 Seiten des Buches wie das spielerische Kräuseln der Wellen über den Geistestiefen, denen sie sich unerschrocken nähern.

„Der Verstandesmensch ist oft einsam“, beklagt Sancho Pansa. „Niemand unterhält sich gerne mit ihm, dem griesgrämig abgehärmten Intellektuellen, der bei Partys in der Ecke sitzt und alle gut gemeinten Tipps zu Akupunktur und Homöopathie in Frage stellt. In bestimmten Kreisen ist sein Ruf schnell ruiniert, wenn er nicht mindestens ein Höheres Selbst oder die Kundenkarte einer Wahrsagerin vorweisen kann.“ Und ausnahmsweise stimmt ihm Don Quijote diesmal zu. Ja, ja, meint er, die Dinge genau zu hinterfragen mache unbeliebt, „zum Beispiel, wie  g e n a u  das nun mit der Wirkung des Mondes auf den Friseurtermin sei“. In einer ganz anderen Situation bleibt Sancho Pansa die Spucke weg, als er sich selbst eingesteht, es mache nicht immer Sinn, nach dem Grund von allem zu fragen. Wenn sich Gott ebenso wenig belegen wie widerlegen lasse, dann müsste auch die Frage zulässig sein: „Wie ist etwas so Komplexes und Unerklärliches wie Gott entstanden?“ Freilich helfe es nichts, wenn dann Esoteriker auf „die leere Bühne des Glaubens ... ständig alte und neue bemalte Kulissen der Spiritualität“ schieben.

So etwas liest man mit Vergnügen und genießt, wie so mancher angedachte Sachverhalt im eigenen Kopf an Stabilität gewinnt, wie die Wolke des Nichtwissens von den Grundlagen unserer modernen Weltanschauung weggezogen wird: „Komplexität ist die Eigenschaft eines Systems, dass sein Gesamtverhalten [eben] nicht vollständig ... vorhergesagt werden kann, selbst wenn man alle Informationen über seine Einzelkomponenten und ihre Wechselwirkungen besitzt ... Komplexe Systeme weisen Selbstorganisation und Flexibilität auf, die mit linearen Wirkungsketten nicht zu erklären sind.“ Je länger die Argumente Sanchos und Don Quijotes aufeinander prallen und verhaken, desto mehr wenden sie sich einander zu, werden freier für die Gedanken des Gesprächspartners. Sie begreifen endlich, dass Philosophie ohne Wissenschaft den Boden verliert, aber diese ohne jene in gedankliche Langeweile mündet. Nicht das eine stimmt oder das andere, sondern beide ergänzen sich zum gemeinsamen Enlightenment - zur guten alten Aufklärung und zu erleuchtenden Gedanken zugleich: Der fehlende Nachweis einer Wirksamkeit ist eben nicht der Nachweis fehlender Wirksamkeit. Dem können sie beide zustimmen.

Bobby Langer

August 2012


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